Stadtradlbrunnen 
Stadtradlbrunnen 1988
Stadtradlbrunnen 
Satirisch allegorischer Brunnen über die Stadtpolitik vor dem Rathaus in Eggenfelden im Kräftemesser der Regierungsparteien
1988
Bronze / Stein
Eggenfelden
Der Stadtradlbrunnen von Eggenfelden zeigt eine satirisch allegorische Darstellung über das Kräftemessen in der Politik. Regierungspartei und Opposition sitzen auf einem „Stadtrad“ mit dem Namen Europa und jeder versucht mit Kraft in die andere Richtung zu treten. Getragen von den beiden Parteien jongliert der damalige Bürgermeister, der mit den Zehen barfuß die eigene Partei bekitzelt und mit seinen Sporen die Gegenpartei. Für seine lange Regierungszeit hält er in der einen Hand kokett das Zepter, das er nicht mehr aus der Hand geben möchte und in der anderen Hand einen Boxhandschuh für seine vielen politischen K.O s, die er immer wieder erfolgreich ausgeteilt hat. Tracht und Anzug meinen die Parteifarben und so wird heftig gegeneinander gestrampelt. Jede der Parteien trägt einen Rucksack mit den damaligen Stadträten, die durch verschiedene Attribute und Ähnlichkeiten auch erkennbar sind. Auf jedem dieser Rucksäcke wirbt ein Aufkleber für ihre Partei. Eine dritte Partei schaut etwas verschüchtert aus einem Seitentäschchen, das an einem Rucksack hängt. Das Reifenprofil besteht aus Buchstaben für das Durchdrehen der Worte in der Politik und wie im richtigen Leben ein geflicktes Profil. Die Speichen der Räder symbolisieren bei einem Tradition und Fortschritt – und beim anderen Protest (Anti-Atomzeichen). Unter dem Schutzblech eines Rades wurde als Zeitzeichen, aktuell und zeitgleich, das Datum des dramatischen Todes von Uwe Barschel mit eingearbeitet. Auf der Bodenplatte mit den damaligen Parteien und Namen der Kontinente sitzt scheinheilig eine Friedenstaube, die sich ein Teufelchen als Maske umgehängt hat und lässt im Schein des Friedens frech die Luft aus dem Reifen. Politik dreht sich im Laufe der Zeit. Und natürlich auch das Stadtrad kann der Betrachter in verschiedene Richtungen drehen. Weder der Auftraggeber, der Bürgermeister, noch die Stadträte wussten von der Ähnlichkeit in der Darstellung mit ihnen. Bei der Enthüllung gab es erst lange blasse Gesichter, die sich aber letztendlich wieder normalisierten. Und dann freute man sich doch über dieses “Denkmal“, in dem man verewigt wurde. Mittlerweile ist der Brunnen schon zur Stadtgeschichte geworden, erinnert aber immer an das ewige Kräftemessen in der Politik.
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JMN

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